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Die Todsünden bei der Bremsenmontage

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  • Die Todsünden bei der Bremsenmontage

    Die Todsünden bei der Bremsenmontage oder wieso habe ich auch mit dem besten Material

    Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers:
    Autoteile Schmidt, Andreas Schmidt
    Hauptstraße 105, 79650 Schopfheim
    D - Deutschland Tel. / Fax: (0049) (0) 7622 – 66 77 016

    Die Todsünden bei der Bremsenmontage oder wieso habe ich auch mit dem besten Material Probleme?


    Ich möchte hier eine kleine Hilfestellung zur Vermeidung von Problemen bei der Montage von Bremsenteilen geben.
    Eines aber dennoch vorweg:

    Die Bremsanlage ist eines der wichtigsten Komponenten im Fahrzeug, ohne ein Grundwissen sollte hieran aber nicht gearbeitet werden, die Gefahr die durch einen noch so kleinen Fehler für Leib und Leben (auch unbeteiligter Dritter) entstehen könnte ist recht hoch und kann sogar empfindliche Strafen (Geld und/oder Haft) nach sich ziehen. Von eigenen Verletzungen oder auch "seelischen" Schäden möchte ich erst gar nicht reden. Daher ist dieser Ratgeber nicht als Montagehinweis zu sehen, sondern nur als Hilfe zur Überprüfung der bei ausreichendem Fachwissen durchgeführten Arbeiten oder beim "zugucken" eines geschulten Mechanikers...

    Sollte sich dennoch nach lesen dieser Lektüre ein "Schrauber" mit 2 rechten Daumen, sprich mit 2 "linken" Händen im Handwerklichen Bereich, zur "Selbstmontage" berufen fühlen, übernehme ich keinerlei Haftung!
    Wieso aber dann ein solcher Ratgeber?

    Im vergangenen Jahr (2006) habe ich über 3000 Bremsscheiben online verkauft. Bei dieser Anzahl (es sind nur Bremsscheiben von brembo gerechnet) bleibt der ein oder andere Garantieantrag nicht aus. Im gesamten sind bisher von diesen 3000 Scheiben 11 als Reklamation hier gelandet. Von diesen 11 stehen momentan 2 noch aus, zu diesen 2 werde ich in kürze über meine "Mich-Seite" das "Mailgespräch" mit dem Antragsteller verlinken, da ich denke dass alle interessierten daran teilhaben dürfen. Die restlichen 9 Bremsscheiben, eine ungerade Anzahl da ich 2 "vor Ort" hatte und 1 davon "retten" konnte, sind aufgrund von Montage- oder Anwenderfehlern ausgefallen und nur um diese zukünftig zu umgehen ist dieser Ratgeber veröffentlicht.

    Allerdings ist bei einer "Billigbremsscheibe" mit mangelhafter Qualität auch bei perfekter Montage kein ordentliches (Brems-) Ergebnis zu erwarten.

    Die häufigsten Fehler bei der Montage:
    Diese beginnen schon bei der Demontage der alten Bremsscheibe, diese sitzt meistens auf einer Radnabe, die auch aus einem "Rostanfälligen" Material besteht, daher rosten Bremsscheiben gerne auf dieser fest. Da die Radnaben immer weniger Material haben (diese gehören zu den "ungefederten" Massen am Fahrzeug und sollten daher so gering wie möglich gehalten werden) sind diese bei allzu "grober" Behandling schnell mal "hinüber". Daher sollte die Bremsscheibe generell nicht von der Radnabe "geprügelt" werden. Ich habe schon "Fachleute" hier mit einem Fäustel hantieren gesehen. Wenn die Radnabe die Bremsscheibe nicht einfach "hergeben" möchte, hilt etwas Rostlöser. Leichte, vorsichtige Schläge sind erlaubt, bei uns umgangssprachlich "böppern" genannt.

    Ist die Bremsscheibe nun ab, sieht man die Radnabe wie der Rost sie nun schuf. Nun kommen wir zum Fehler, der jede Bremsscheibe nach spätestens 5000Km "schlagen" lässt, dieses ist dann durch ein stark "pulsierendes" Pedal beim Bremsen zu spüren, oder wenn einem das Lenkrad beim bremsen über 80Km/h fast aus der Hand gerüttelt wird. Die Ursache liegt hier an den Rostnarben auf der Radnabe. Mechaniker die auf "Zeit" arbeiten und die Bremsscheiben mal schnell in 30min. wechseln, haben hier die höchste Reklamationsquote. Daher lege ich zu diesem Punkt jeder von mir versendeten Bremsscheibe einen bebilderten Hinweis bei. Die Rostnarben, also die "Aufwerfungen" auf der Radnabe sind gerne mal höher als 0,01mm, gesehen am Hebelgesetz kann die Bremsscheibe daher ein Spiel von locker 0,1mm haben und "schlägt". Daher muss die Radnabe gründlich gereinigt werden, ich weiß ein hoher Aufwand besonders, wenn nicht richtiges Werkzeug vorhanden ist, oder (hier speche ich speziell Ford-Fahrer an) wenn Stehbolzen zur Radmontage verwendet werden. Markenwerkstätten oder solche die fast nur 1 Fahrzeugtyp betreuen, haben spezielle "Töpfe" mit denen die Reinigung ein Kinderspiel ist. Ich selbst verwende eine "Topfdrahtbürste" für die Flex. Bitte nicht missverstehen, grobe Schleifmittel / Schruppscheiben dürfen nicht verwendet werden. Wenn man aber keine Flex hat oder sich die 3-4 Euro für eine Flextaugliche Topfbürste sparen möchte sollte man die Radnabe mit einer Drahtbürste "von Hand" (wenn wenigstens eine Bohrmaschine vorhanden ist, gibt es auch passende Aufsätze) gründlich reinigen. Das Reinigen mittels Schleifpapier o.ä. ist aber eher ungeeignet, da ein zu großer Materialabtrag möglich ist. Die Richtig gereinigte Radnabe sieht so aus:



    Wir haben nun die Radnabe schön "blank" vor uns, nun zum nächsten Fehler...

    Viele "stopfen" nun die (gereinigte) Bremsscheibe einfach wieder auf die Radnabe und programmieren damit den nächsten Fehler. Die Radnabe (die garantiert kleine blaue Pünktchen hat) wird in kürze unter der Bremsscheibe wieder stark zu rosten anfangen und die Bremsscheibe trotz fest angeschraubtem Rad verziehen, die gereinigte Nabe sollte also konserviert werden. Zur Konservierung eignet sich am besten ein Ölspray, ein guter Rostlöser hilft auch, allerdings sollte dieser etwas länger "einwirken". Nach der Einwirkzeit sollte das überflüssige Öl mit einem trockenen Tuch abgewischt werden, ein leichter Ölfilm sollte erhalten bleiben, daher nicht mit (Bremsen-) Reiniger abwaschen. Zur Konservierung darf aber keinesfalls eine Feststoffpaste, wie z.B. Kupferpaste verwendet werden. Ein ideales Spray hierzu findet sich hier. Zur Kupferpaste unten noch etwas mehr. Feststoffpasten haben fast die gleiche Wirkung wie eine Rostnarbe. "Profianwender" überprüfen übrigens vor dem konservieren den Planlauf der Radnabe. Für "Gelegenheitsschrauber" ist diese Arbeit zumeist zu aufwendig da auch kein geeignetes Messwerkzeug zur Verfügung steht (bei Interesse auch dieses Werkzeug habe ich im Verkauf). Die Radnabenüberprüfung ist meiner Erfahrung nach nur selten Notwendig. Wenn allerdings das Fahrzeug schon länger mit schlagenden (verzogenen) Scheiben gefahren wurde, oder die Bremsscheibe gewaltvoll vom Fahrzeug getrennt werden musste, sollte diese Prüfung durchgeführt werden, damit die neue Bremsscheibe nicht ducrh dieses kurzfristig "verzogen" wird, bei manchen Fahrzeugen kann aber auch ein schadhaftes oder falsch eingestelltes Radlager zum Verzug (wirkung siehe oben) führen. Einen weiteren Fehler haben wir bei abgerissenen "Arietierungsschrauben" (die kleine zwischen den Radschrauben), ist diese "abgerissen" sollte die Bremsscheibe auf jeden Fall mit der Bohrung hierfür fluchtend montiert werden, da der abgerissene Stummel wie eine Rostnarbe wirken kann. Profis entfernen die Überreste und verwenden eine neue Schraube.

    Die Radnabe ist nun sauber und konserviert, nun empfehle ich bei ABS die dazu gehörenden Sensoren und "Zahnkränze" zu überprüfen, hierzu aber bei der Kupferpaste mehr. Besonders wenn die Radnabe mittels "drehender" Drahtbürste gereinigt wurde (kleiner Sicherheitshinweis, immer die Augen schützen!), können kleine Metalspäne umherfliegen und vom Magneten des ABS-Sensors angezogen werden. Daher sollte dieser kurz "abgewischt" und der dazu gehörende Zahnkranz auch vorsichtig gesäubert werden (blos aber nichts "meschanisches" machen).

    Die Bremsscheibe ist nun richtig aufgesetzt und ggf. mittels der kleinen Schraube befestingt. Nun testen Profianwender mittels dem oben angesprochenen Prüfwerkzeug den Bremsscheibenschlag. Dieser darf am äußersten Rand 0,09mm nicht überschreiten. Ich selbst teste hin und wieder neue Bremsscheiben auf einem Prüftisch, Bremboscheiben haben haben ein "Spiel" von ca. 0,03 - 0,06mm, dieses ist vor allem zum "zurückstellen" des Reibbelages notwendig.

    Nun wird der Rest der Bremsanlage gem. der vom Fahrzeughersteller herausgegebenen Arbeitsanweisung verbaut. Ich empfehle generell bei neuen Bremsscheiben auch neue Beläge zu verwenden, es wäscht sich ja auch niemand die Füße und zieht dann wieder die "Stinkesocken" an... Selbstverständlich sollte nicht nur bei den Scheiben auf die Qualität geachtet werde, es sollte auch vernünftige Beläge verwendet werden, hierzu finden sich aber weitere Ratgeber.

    Das Fahrzeug steht nun wieder auf den eigenen "Füßen", die Funktion der Bremsanlage wurde VOR der ersten "Fahrzeugbewegung" überprüft und für "OK" befunden. Nun kommen wir zu dem häufigsten

    Anwenderfehler nach der Bremsscheibenmontage:
    Die neuen Bremsenteile müssen sich erst aufeinander "einarbeiten", da die neuen Teile nach dem Wechsel noch nicht 100%ig aufeinander "eingeschliffen" sind. In dieser Einfahrphase ist die Bremsleistung noch nicht zu 100% gegeben. Damit eine Bremsanlage geräuschfrei arbeitet, müssen die Beläge "schräg" an die Bremsscheibe geführt werden. Neue Teile sind aber normalerweise "plan" und liegen daher nur zu 40 - 60% auf, daher die geringere Bremsleistung. Das "Einbremsen" wurde früher gerne auf einem Rollenprüfstand gemacht, da dort aber die notwendige Kühlung fehlt und heutzutage die Zeit einfach zu teuer wäre, wird der Fahrer von der Fachwerkstatt auf die Einfahrzeit hingewiesen. Die Bremsleistung ist aber normalerweise ausreichend, da der "KDD-Meister" die ersten "Einbremsungen" bei seiner Probefahrt (die hierbei unerlässlich sein sollte) nach der Instandsetzung macht. Allerdings sollte der Fahrer in der Einfahrzeit (ca. 250 - 500Km) auf "Gewaltbremsungen" verzichten. Nun aber bitte nicht nach einem Auffahrunfall sagen, der andypsilon1 hat gesagt ich darf nicht voll bremsen (in Notsituationen geht die Sicherheit vor!), ich würde keine hierbei keine Haftung übernehmen. Es ist daher besser besonders in der Einfahrzeit etwas "vorausschauend" zu fahren und gefühlvoll zu bremsen... (diese Fahrweise senkt ohnehin nicht nur den Verschleiß sondern auch den Kraftstoffverbrauch).

    Wird aber unter "normalen" Umständen die Einfahrzeit nicht eingehalten, oder ist der Käufer/Anwender nach der Montage von der Bremsleistung* entteuscht und versucht die Teile "unter aller Gewalt" (z.B. "bremsend fahren", einen Fuß auf dem Gas, der andere auf der Bremse) einzubremsen, kann es zum einzelnen "ausglühen" der Teile kommen. Bei Bremsbelägen bemerkt man dann hier gerne ein "ausbröckeln" des Reibbelages, bei "geschlitzten" Bremsscheiben wie der MAX oder der PowerDisc fangen diese meistens richtig zu "brummen" an. Aber auch "glatte" Bremsscheiben leiden hierunter, diese neigen dann eher zu einem starken Verzug (Scheibenschlag).

    *Leider gibt es hier bei ebay einen Mitbewerber, der bei der MAX angibt, eine Einfahrzeit ist nicht notwendig, diese Aussage ist FALSCH und führt unverweigerlich zu Problemen, wie auch die Verwendung von zu "harten" Bremsbelägen.

    ... wenn dieser Ratgeber aber "fruchtet" dürfte es zukünftig keinerlei Probleme bei oder nach einer Bremsenmontage geben.

    Und nun noch etwas zur Kupferpaste und ABS:
    Als ich mit meiner Lehre im KFZ-Bereich begonnen hatte, gehörte Kupferpaste wie Asbesthaltige Beläge zur Bremsanlage. Da aber immer mehr Elektronik an unseren Fahrzeugen wie auch ABS/ASR verwendet wird, ist bei den Bremsen und Rädern Kupferpaste nicht mehr "Zeitgemäß".

    Zur Erklärung, über 95% aller ABS-Systeme funktionieren "elektrisch", ich versuche es mal so einfach wie möglich zu beschreiben, der Sensor arbeitet magnetisch, mal hat dieser einen "Gegenpol" mal nicht (das gegenüberliegende "Zahnrad"). Durch diesen Impuls erkennt das Steuergerät, dass sich das Rad dreht, neuere Anlagen (auch z.B. ASR) errechnen hierdurch auch die Raddrehzahl. Durch die Impulse kann das Steuergerät über den "Hydraulikblock" den Bremsdruck des einzelnen Rades "steuern" und somit ein blockieren beim "vollbremsen" (oder auch durchdrehen) verhindern. Wird an den Führungen der Beläge z.B. Kupferpaste verwendet, können hier kleinere Fäden von dieser beim bremsen "abgetragen" werden und durch die Belüftung an die Sensoren oder das "Zahnrad" kommen. Kupferpaste ist nun zwar nicht magnetisch, kann aber durch die hohe Klebewirkung Abrieb der Bremsscheibe binden und entweder auf dem Sensor oder in den Zahnzwischenräumen für Störungen sorgen. Teilweise kann auch ein Sensor oder dessen elektrische (Steck-) Verbindung beschädigt sein. Unter normalen "Umständen" iste dieses selten bedenklich, da die Sensoren teilweise auch "Wasserunempfindlich" sind, gegen die elektrische leitfähigkeit von Kupfer allerdings nicht. Wenn nun der Sensor fälschlicher Weise meldet "das Rad steht", nimmt die Regeleinheit den Bremsdruck zurück und die Bremsleistung am Rad geht gegen 0...

    Ein weiterer gern genommener Einsatzzweck ist das "schmieren" der Radschrauben. Auch dieses ist eher nicht zulässig, fast alle Fahrzeughersteller haben hierzu schon "Serviceleitfäden" erstellt. Das Problem, weil sich die Radschrauben gerne mal nur schwer lösen lassen (Fausformel, das "Losbrechmoment"=doppeltes Anzugsmoment) werden diese "geschmiert". Nachteil, die Radschraube wird bis zu 30% stärker als zugelassen angezogen. Auch die verwendete Güte der Radschrauben ist aber mal am Ende und dann reißt die Schraube beim lösen einfach ab...

    Abschließend möchte ich wie eingangs erwähnt niemanden ohne ausreichende Fachkenntnis zum "selbstschrauben" ermuntern, wobei ich auch schon ettliche "Fachleute" beim "quatschmachen" ertappt habe. Werkstattinhaben oder auch "Fachschrauber" die diesen Ratgeber mit kopfschütteln und "so ein Quatsch" - rufen gelesen haben, möchte ich bitten, sich an Ihren Teilegroßhändler zu wenden und diesen "spasseshalber" nach den hierzu betreffenden Schulungen von brembo oder Ate zu fragen und dort auch mal teilzunehmen. Es ist bestimmt interessant mal diese 2 - 4 Stunden aufzubringen und meistens gibts auch kleinere Geschenke...

    Auch möchte ich darum bitte, mich nicht mit überflüssigem zu belästigen, auch wenn ich generell "neuem" offen bin. Ich selbst bin vom "Fach" und habe meinen 1. Bremsendienstlehrgang 1987 bei Ate erhalten. Daher muss ich auch immer lächeln, wenn in gewissen Gesprächen meine Gesprächspartner mit Sätzen wie z.B. "..ich habe meinen Meisterbrief mit Auszeichnung bestanden.." oder "..in meiner 20 jährigen Berufserfahrung.." argumentieren. Als kleine "Eigeninfo" zu mir, Ate hatte damals nur "Fachliche" mit "Berufserfahrung" zur Schulung geladen und auch wenn ich immer behaupte, dass ich "auf die 30 zugehe", verrate ich nicht aus welcher Richtung.
    --------------------------------------------
    Ende

    dem kann ich nur zustimmen bei all den Problemen die manche haben.
    7er Tech Tips

  • #2
    Genauer geht es nicht mehr, Super.

    Kommentar


    • #3
      Wirklich klasse Beschreibung. Wäre schön, wenn dies von jeder Fachwerkstatt als Selbstverständlich angesehen werden würde.

      Gruss

      Varadero
      - LA VIDA SIN CERVEZA NO ES VIDA -

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